© by Tom Fuchs
Auf dem Ökumenischen Pilgerweg (Via Regia)
von Görlitz nach Tauscha.
Vom 04.07. - 10.07.2017
2017-07-04 Anreise
Es war soweit. Endlich.
Zeitig Aufstehen, zum Bahnhof und ab nach Görlitz. Entsprechend Fahrplan traf ich auch dort ein, 15:36 Uhr.
Zuerst mal orientieren und weiter zur Unterkunft. Breite Straßen, viele Leute und Straßenbahn - schon lange nicht mehr
gesehen. Unterkunft erreicht und verschlossene Tür. Super. Zuerst mal in den noch geschlossenen Biergarten gegenüber
gesetzt und mal ein Schluck Wasser getrunken. Ein nettes Ehepaar setzte sich an den Nebentisch. Auf meine Frage wegen
der verschlossenen Tür sagten sie mir das sie im selben Gebäude wohnen und die Pilgerpension
kennen. Der Grund für die verschlossen Tür kannten sie nicht. Sie kannten aber die richtigen
Telefonnummern und begannen zu telefonieren. Flux war die gute Frau Herbergsmutter
ausgemacht und mit der Nachricht sie sei unterwegs konnte ich mich wieder entspannen.
Eine kurze Einweisung in das Haus und ich war in der Pilgerherberge allein. Ein
Begrüßungsbier, duschen und los ging es auf eine Erkundungstour durch Görlitz. Altstadt,
Marktplatz, natürlich runter zur Altstadtbrücke über der Neiße, rüber zur polnischen Seite,
wieder zurück und mal schauen wo der Weg beginnt.
Hunger kam auf. Also wieder zurück in den nun offenen Biergarten gegenüber der Pilgerpension, leckeres Abendessen
verschlungen, nettes Gespräch mit der Servicefrau, Schlummertrunk und wieder zurück ins Zimmer, zufrieden. Ich konnte
den Start meiner Pilgerwanderung kaum erwarten.
2017-07-05 Görlitz – Melaune
Gutes Frühstück, belegtes Brötchen noch eingepackt, Stempel nehmen und los ging es. Runter zur Altstadtbrücke über die
dann die Via Regia von Polen kommend Deutschland erreicht. Ein letztes Foto
geschossen und es ging los. Hoch zur Kirche St. Peter und Paul und ein Stück durch
die Altstadt. Bei dem Wirrwarr der Straßen muss man aufpassen das man den
richtigen Weg findet. Aber das kleine Pilgerbüchlein hilft. Vorbei am Städtischen
Klinikum geht es die Stadt raus aufs Land. Zuerst über die Wiese dann aber auf
Asphalt der nicht mehr endet. Es geht auf der Straße durch kleine verträumte
Dörfer deren Häuser eher zwischen Bäume stehen als Bäume zwischen den Häusern.
Hinter Liebstein ging es dann in den Wald und hoch zum Hochstein, auf dem sich ein
Aussichtspunkt und eine Gaststätte befindet. Ab dort dann endlich mal wieder über angenehm zu gehende Wald- und
Wiesenwege, vorbei am Teufelsstein und Kuckucksstein runter nach Arnsdorf. Melaune erreichte ich kurze Zeit später. Von
der netten Herbergsmutter wurde ich gleich mit einer Tasse Kaffee empfangen. Bei Kaffee und Kekse diskutierten wir noch
über Gott, die Welt und Politik. Auf meine Frage nach den doppelsprachigen Orts-und Hinweisschildern wurde ich
überrascht: Ich befand mich im Sorbengebiet.
Eine kurze Einweisung in die Organisation der Herberge und ich war in meinem hübschen Zimmer. Rumms. Erste Etappe von
24 km geschafft. Einen leckeren „Strammen Max“ gab es zum Abendessen oben drauf.
2017-07-06 Melaune – Kumschütz
Kurz vor 09:00 Uhr. Im kleinen Einkaufszentrum in Melaune noch Brotzeit eingekauft und ich war auch schon wieder auf
dem
Weg. Die erste Rast machte ich am Dorfbadesee in Buchholz. Hinter Buchholz ging es
dann mal ein kurzes Stück über einen herrlichen Wiesenweg, flankiert von
Laubbäumen. Wieder mal ging es auf die Straße, die S111. Kurz hinter der
Kreuzung in Richtung Weißenberg sollte man die Alternative am Löbauer Wasser
vorbei wählen. Es ging über Waldboden, die weit aus besser Wahl als die Straße,
mal abgesehen von der Mückenschar. In Weißenberg gönnte ich mir die
Mittagspause. Hinter Weißenberg ging es dann auf einem alten Bahndamm weiter
bis zur alten Mühle und zum Naturschutzgebiet Gröditzer Skala. Ein Foto von dem
Viadukt geschossen ging es wieder den Wald hinein zum Löbauer Wasser. Dort traf
ich Yvonne und Kerstin. Die beiden Freundinnen waren auch auf der Via Regia unterwegs. Nach einer kurzen Begrüßung und
Vorstellung beschlossen wir gemeinsam den Weg fort zu setzen. Gemeinsam ging es dann auf weiter einem schönen Waldweg
vorbei am Löbauer Wasser. Kurze Rast in Gröditz und Mittagspause dann am Schulteich in Wurschen.
Gestärkt und gut gelaunt ging es auf Asphalt nach Drehsa, vorbei am Schloss und mitten durch ein altes Rittergut. Dort
musste ich mich leider von Yvonne und Kerstin verabschieden. Sie gingen weiter nach Bautzen, ich musste nach Kumschütz.
Mein Weg führte mich nun auf der Straße nach Kumschütz zu meiner Unterkunft. Hier wurde ich von der sorbischen
Familie herzlich empfangen und durfte mich gleich zur Familie an den Gartentisch setzen.
Meine zweite Etappe mit 22 km war beendet.
2017-07-07 Kumschütz – Crostwitz
Von Kumschütz – etwas abseits des Pilgerweges – erreichte ich über Canitz-Christina in Kubschütz wieder den Pilgerweg.
Kurzer Zeit später traf ich auch wieder auf Yvonne und Kerstin. Die zwei Freundinnen gingen Tags vorher doch nicht nach
Bautzen, sondern nahmen spontan unterwegs auf einem Reiterhof Unterkunft. So gingen wir gemeinsam gut gelaunt mit viel
Spaß nach Bautzen. Ein gemeinsamer Streifzug durch die Stadt, gemeinsames Mittagessen in einem sorbischen Restaurant
und schon war unsere gemeinsame Zeit auf der Via Regia zu Ende. Wir verabschiedeten uns herzlich an der Spreebrücke,
die ich dann überquerte und die Stadt verließ.
Ich ging meinen Weg weiter den Berg hoch durch Salzenforst, Oberuhna und Niederuhna, natürlich immer auf der Straße.
Hinter Niederuhna, kurz vor der Straße K7277 traf ich dann weiter Pilger, Christian und Christoph. Sie machten eine kurze
Rast. Auch wieder eine kurze Begrüßung und wir gingen den Weg
gemeinsam. Aber nur wenige 100 m den ich wollte meine Füße im
Bolbritzer Wasser kühlen. Wir beschlossen uns in der Pilgeroase in
Crostwitz wieder zu treffen. Mit erfrischten Füßen ging es weiter
hoch bis zum Milleniumdenkmal, links weiter durch Dreikretscham und
nach Storcha. Dort traf ich dann Christian und Christoph wieder.
Sitzend auf einer Bank Schuhe und Strümpfe aus, fix und fertig. Es
ging ja auch den Berg hoch, natürlich über Asphalt. Am liebsten hätte
ich mich zu den beiden gesetzt, aber ich wollte weiter, es sollte
einfach bald zu Ende sein. Nach 5 km Straße erreichte ich dann
endlich mit nun schmerzenden Füßen die Pilgerherberge von Monika.
Ihr herzlicher Empfang lies mich sogleich die Schmerzen vergessen. Ein kühles Bier tat den Rest. Welch ein Gefühl wenn
der Schmerz endlich aufhört. Meine zwei Leidgenossen trafen dann später ein. So konnten wir dann gemeinsam mit den
Nachbarn Monikas Geburtstag feiern. Was hatten wir trotz allem doch für ein Glück;-) Für mich war eine Tagesetappe von
insgesamt 30 km zu Ende.
2017-07-08 Crostwitz – Kamenz
Monikas Lebensgefährte Michael hatte bereits den Pilgertisch üppig gedeckt. Welch eine Vielfalt. An dem Pilgertisch
können sich durchreisende Pilger erfrischen, ausruhen und wieder Kraft tanken.
Wir drei waren uns heute Morgen einig: Es gibt heute ein gemütliches Pilgern bis Kamenz und es wird mindestens in einer
Pension übernachtet.
Gegen 11:00 Uhr machten wir uns auf den Weg. Christian hatte bedenken wegen seine Blasen aber er wollte es probieren.
Vorweg, er hatte es geschafft. In der Zisterzienserinnen-Abtei St.
Marienstern in Panschwitz-Kuckau machten wir sogleich Mittagspause
im Kloster-Biergarten. Lecker Klosterbier und eine sorbische
Hochzeitssuppe hob die eh schon gute Stimmung noch mehr. Gestärkt
und gut gelaunt ging es über Feldwirtschaftswege weiter. In
Wendischbaselitz wurden wir bei der Rast von einer Frau überrascht
die uns Kaffee anbot. Dankend nahmen wir das Angebot an. Kekse gab
es noch oben drauf. Welch ein guter Tag. Wieder mal gestärkt gingen
wir weiter. In Nebelschütz konnten wir Jungstörche bei ihren
Flugübungen beobachten. Kamenz hatten wir dann gegen 16:00 Uhr
erreicht. Die erste Pension die wir aufsuchten war keine mehr. So
gerieten wir zum „Goldenen Hirschen“ in dem wegen eines Konzertes von Bonny Taylor nix mehr frei war. Letztendlich
fanden wir Unterkunft im „Hotel Stadt Dresden“. Zwar keine Pilgerunterkunft aber es sei uns verziehen. Es musste mal
sein. Ein gemütliches Pilgern im Kreis von guten Pilgerkameraden ging nach 18 km zu Ende.
Frisch gemacht und los ging es auf Erkundungstour, zuerst nach was essbaren. In einer Pizzeria wurden wir fündig. Nach
dem essen wandelten wir auf Lessings Spuren durch Kamenz und schlossen unsere Städtetour im Irish Pup ab. Welch ein
Abend;-)
2017-07-09 Kamenz – Tauscha
Dies sollte meine letzte Pilgeretappe werden, leider:-(
Nach einem gemeinsamen Frühstück mit Christian und Christoph verabschiedeten
wir uns herzlich vor dem Hoteleingang. Sie mussten zurück wegen Arbeit und ich
machte mich auf den Weg.
Es ging auf der Straße stadtauswärts bis zum russischen Kriegerdenkmal und dann
über Feldweg hoch zum Hutberg. Bei schon morgendlichen schwül warmen
Temperaturen eine schweißtreibende Angelegenheit. Auf breiten Feld-
Wirtschaftswegen mit guter Aussicht über das flache mit weichen Hügeln bedeckte
Land ging es nach Schwosdorf. Auf breitem Waldweg und etwas Straße dann bis
nach Königsbrück. Auf dem Marktplatz machte ich Rast und gönnte mir bei der
Kirche einen Imbiss. Mein linker Fuß machte mir bereits Sorgen. Über die alte
Straße erreichte ich die B98, überquerte sie und erreichte den Wald. Auf gutem
Waldweg ging es weiter. Einlegesohle raus, keine Linderung, wieder rein. Wechseln
auf Sandalen brachte nach 3 km auch nix mehr, also Wanderschuhe wieder an.
Lockeres binden ebenfalls kein Erfolg. Ich war wirklich heil froh als ich kurz nach
18:00 Uhr die „Pension im Heidebogen“ in Tauscha erreichte.
Rund 25 km gingen schmerzvoll zu Ende.
Als ich dann im Zimmer Schuhe und Stümpfe aus zog und ich das Übel sah entschloss
ich mich abzubrechen. Der restliche Weg läuft ja nicht weg.
Abends beim gemütlichen Zusammensein auf dem Hof lernte ich noch die 19jährige
Schweizerin Lay kennen. Die pure Lebensfreude strahlte aus ihr. Sie pilgerte auch
auf dem Weg, am meisten jedoch barfüßig. Ein alternative?
Bei Musik mit der Ziehharmonika, Gesang von Lay mit herrlich sanfter Stimme -
einem japanischen Lied und das Pilgerlied auf französisch - klang der Abend aus.
2017-07-10 Abreise
Nach dem gemeinsamen Frühstück mit Lay gingen wir an den Bus und fuhren gemeinsam nach Großenhain. Wir unterhielten
uns angeregt. Abschied am Bahnhof, einmal herzlich drücken und unsere Wege trennten sich wieder. Sie ging bei nun
strömenden Regen ihren Weg und ich zum ankommenden Zug.
Nun. Mein Plan misslang von Görlitz nach Leipzig zu pilgern. Ich kam nur bis Tauscha. Ich werde den Weg aber ab Tauscha
fortsetzen, natürlich. Dieses Jahr im Herbst, Anreise Tauscha am 10.10.2017, Abreise Leipzig am 18.10.2017. So ist mein
Wunsch.
An alle Menschen die ich unterwegs treffen durfte einen lieben Dank für die Gastfreundlichkeit und die gemeinsame schöne
Zeit.